Yangtze River Cruise

Schliesslich ging es per Zug nach Chongqing, wo unser Schiff ablegte. Die Stadt ist mit 33 Millionen Einwohnern die grösste Chinas. Wenn ihr jetzt denkt Chong was?? Dann geht es euch gleich wie uns. Und wenn ihr wie Daniel Google befragt, wird die Stadt nicht bei den grössten der Welt auftauchen. Die Stadt umfasst nämlich ein Gebiet der Grösse von Österreich, welches mehrere Gemeinden zusammenfasst. Der eigentliche urbane Kern hat deutlich weniger Einwohner. Die Stadt nimmt einem aber trotzdem den Atem. Bei Nacht sahen wir von einer Brücke die schier endlose Skyline, welche leuchtete und blinkte.

Eine Flussschiffahrt mit Übernachtung war für uns eine Prämiere. Nachdem unser Zug Verspätung hatte, schafften wir es aber doch noch gerade pünktlich aufs Boot. Wir waren die letzten. Dort wurde wir von einer kleinen Blaskapelle begrüsst ;) Danach folgte das Welcome Meeting mit Clyde, dem Verantwortlichen für die Ausländer, an welchem Organisatorisches wie Tagesablauf, Essen, Sicherheit, Ausflüge etc. besprochen wurden. Das erste Mal wurden wir auch konsequent in Englisch angesprochen. Die Besatzung inkl. Clyde war zwar Chinesisch, aber das Boot gehört einer amerikanischen Gesellschaft.

 

Der erste Tag auf dem Boot war ziemlich verregnet. Aber es war auch landschaftlich nicht der schönste Abschnitt und wir hatten keine Tour. So konnten wir endlich wieder an unserem Blog arbeiten und einfach mal etwas ausruhen. Am Nachmittag gab es noch eine Präsentation von Clyde über den Yagntze inkl. dem 3-Schluchten-Staudamm. Einige von euch mögen sich noch an die Kontroverse erinnern. Millionen von Menschen wurden umgesiedelt. Aber dabei spielt die Kultur der Chinesen eine wichtige Rolle. Wie uns Lee erzählt hat, waren die Menschen natürlich nicht glücklich, ihre Dörfer / Städte zu verlassen. Aber in China steht das Wohl des Volkes über dem Individuum. Bei ca. 1.4 Milliarden Menschen ist es am Ende verhältnismässig ein kleines Opfer. Bei uns wäre dies unvorstellbar, da die Freiheit des Individuums wichtiger ist und jeder das Recht hat, zu klagen. Andreas (Daniels Kollege aus Shanghai) hat es treffen formuliert. Chinas Aufstieg ist am Ende Resultat dieser Politik. Es ist wie in einem Unternehmen. Hat man einen Chef, der die richtigen Entscheidungen trifft, ohne das die Bevölkerung mitreden kann, können Projekte in unglaublichen Dimensionen in Rekordzeit umgesetzt werden. Nicht dass wir dies positiv finden, es ist einfach komplett anders als in der Schweiz. Es hilft einem auch die Chinesen zu verstehen. Jedenfalls haben wir den Chinesen teilweise unrecht getan. Clyde hat bei seiner Präsentation Klimaerwärmung und Smog als Probleme aufgegriffen, weshalb sie entsprechend mehr auf Wasserkraft setzen. So viel Eigenkritik waren wir uns gar nicht gewöhnt von den Chinesen. Aber die Präsentation war in Englisch und nur für die westlichen Gäste. Natürlich wissen wir nicht inwiefern die breite Bevölkerung so offen informiert wird. Danach unterrichtet uns Clyde 45 Minuten in Mandarin. Er war wirklich ein sympathisches Multitalent. Er brachte auch viele Witze und Anekdoten, was wir von den Chinesen gar nicht gewohnt waren. Das Bild der Chinesen wurde bisher auf unserer Reise deutlich positiver. Zwar können sie nicht geordnet anstehen und sie rempeln auch gerne, was wir beim Buffet wieder miterleben konnten. Aber ansonsten sind sie eigentlich ein recht offenes und auch freundliches Volk. Dies hat auch damit zu tun, dass sie nicht wirklich religiös geprägt sind. Ein Grossteil hat keine Religion. Seit 1949 wird China von der Kommunistischen Partei Chinas regiert, einer atheistischen Institution, die Parteimitgliedern verbietet, während ihrer Amtszeit Religion auszuüben. Mit Themen wie Liebe und Partnerschaft gehen die Chinesen ziemlich locker um. Während christlich oder islamisch geprägte Länder oft Mühe haben mit dem Wandel in der Gesellschaft. Nicht das wir das chinesische Staatssystem gut finden. Aber es lässt sich immer einfach kritisieren, wenn man das Land selbst nicht besucht hat und die Hintergründe nicht versteht. Wir hatten auch viele Vorurteile, aber mittlerweile haben sich einige aufgelöst und wir können Sachen besser nachvollziehen. Was aber nicht heisst, dass wir es gutheissen. Aber nun zurück zur Schifffahrt. Der Tag endete mit dem Captain Welcome Apéro, einem Nachtessen und einer anschliessenden Modenschau, an welcher traditionelle Kleidung präsentiert wurde. Schliesslich liessen wir den Abend an der Bar ausklingen. Und hier wieder ein kleiner Einschub, um einen kulturellen Unterscheid aufzuzeigen. Die Essenzeiten waren immer auf eine Stunde begrenzt. Aber die Chinesen stürmten pünktlich den Saal und nach 30 Minuten war nur noch unser Tisch und ein französisches Paar am Nebentisch am essen. Auch bei der Veranstaltung am Abend trank niemand etwas und sobald es fertig war, stürmten alle Chinesen raus und unsere Reisegruppe, mit Ausnahme eines chinesischen Paares, warnen die einzigen, welche sich noch in der Bar aufhielten für ein paar Drinks.

Am nächsten Tag brachte uns Clyde nach dem Frühstück das chinesische Spiel Mah-Jongg bei. Er zeigte uns die einfachste Form des Spiels. Es war schon ziemlich kompliziert aber nach einer kurzen Anlaufzeit richtig lustig. Wir waren vom Spieltisch fasziniert, welcher vollautomatisch die Steine mischte und auch einen Würfel integriert hatte. Wir werden dies sicher noch in einem Video einarbeiten. Danach folgte das landschaftliche Highlight mit der durchfahrt der Schluchten und dem Ausflug mit kleinen Boten in den Goddess Stream. Wir machten einen Zwischenstopp, um traditionellen Gesängen zu horchen. Wir dachten dabei an traditionelle Instrumente etc. Aber die Show war etwas befremdlich für uns. Mitten in dieser schönen Schlucht stellten sie einen grossen Lautsprecher auf und wie in bester Pool-Animation im All inclusive Hotel dröhnten laute Musik aus den Boxen. Der Hauptsänger schrie dann immer wieder ins Publikum, welches zurückrief. Schliesslich gab es noch eine Art Bolognese um die Bühne :) Die ganze Show passte sogar nicht in die Landschaft. Aber es war auch ein lustiges Erlebnis. Wie so oft war das Wetterglück auf unserer Seite. Es schien teilweises die Sonne und die unglaubliche Landschaft erstrahlte in voller Pracht.

Ein Tag nach dem Captain Welcome war dann schon das Captain Farewell Dinner ;) Schade war nur, dass wir am letzten Tag den Ausflug zum grössten Staudamm der Welt nicht machen konnten, da wir den Zug erwischen mussten. Aber immerhin konnten wir dieses Imposante Bauwerk von einer Brücke bestaunen. 

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